Das englische Wort „plot“ bezeichnet nicht nur die Handlung einer Geschichte, sondern je nach Kontext auch ein Stück Land. Zugleich steckt in diesem Begriff etwas Illegales, die bestehende Ordnung Gefährdendes, was Ligia Lewis zur Auseinandersetzung mit dem Skandal als kulturelle Erscheinungsform bewegte. Skandale sind immer auch Störungsakte, die den Raum für Fantasie und Vergnügen öffnen können.

Die Choreografin und Tänzerin fragt in ihrer jüngsten Arbeit, zu wessen Gunsten und auf wessen Kosten diese Art von Vergnügen stattfindet und wo die Verbindungslinien zwischen Skandal und Plot historisch verlaufen. Dabei interessiert sie sich für John Locke genauso wie für José Aponte oder Maria Olofa (Wolofa), die den Sklav:innenaufstand von Santo Domingo 1521 anführte, von dem noch immer Ruinen zeugen. In der Nähe der Ruinen lebte die Großmutter von Ligia Lewis, eine schwarze Frau und Widerstandskämpferin, die eigenes Land besaß und als Heilerin bis heute großen Respekt genießt. Indem Ligia Lewis historische, politische, persönliche und mythische Narrative ineinander verwebt, sucht sie eine Poetik der Verweigerung im Grenzbereich des Darstellbaren zu entwickeln.