Ein Lehrstück ohne Lehre
von Max Frisch
Aufhängen sollte man sie alle! Eigentlich ist Gottlieb Biedermann, Fabrikant und angesehener Bürger der Stadt, kein Unmensch, aber bei diesen Brandstifter*innen kann einem schon der Kragen platzen. Die Zeitungen schildern die immer gleiche Geschichte: Unter dem Deckmantel der Bedürftigkeit nisten sich angebliche Hausierer*innen auf dem Dachboden ein und am nächsten Tag steht das Haus in Flammen. Doch kaum hat Biedermann seiner Wut Luft gemacht, da steht auch schon Schmitz in seiner Wohnung, kein Hausierer zum Glück, sondern ein ehemaliger Ringer, aber dennoch ausgestattet mit manipulativer Dreistigkeit und auf der Suche nach Obdach – am besten auf dem Dachboden. Ehe Biedermann und seine Frau Babette sich versehen, wohnt nicht nur Schmitz, sondern auch dessen Kumpan Eisenring auf dem Dachboden und die beiden schleppen merkwürdige Fässer die Treppe hinauf, die unverkennbar nach Benzin riechen.
Max Frischs 1958 uraufgeführtes „Lehrstück ohne Lehre“ zeigt als groteske Parabel ein Bürgertum, das angesichts einer totalitären Bedrohung versagt, auch weil der eigene Wohlstand es moralisch belastet. Zur Spielzeiteröffnung 2019/2020 inszeniert Moritz Peters „Biedermann und die Brandstifter“ und befragt die Mitte der Gesellschaft nach Angst, Schuld und klammheimlicher Sympathie zwischen Chemnitz und Christchurch, zwischen Kommentarspaltenhetze und Theorien der Identitären Bewegung.
Wir danken dem collective.ruhr Coworking Space für die freundliche Unterstützung beim Videodreh.
Die Inszenierung wird gefördert von der Sparkasse Essen aus Mitteln der Lotterie „PS-Sparen und Gewinnen“.
Ein Lehrstück ohne Lehre
von Max Frisch
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