von Nis-Momme Stockmann
Ein selbstironischer Autor, jung und grundsätzlich links, schwingt in seinen Theatertexten den kapitalismuskritischen Hammer. Die Zuschauenden sollen erkennen, wie atemlos sie durchs Leben hetzen – „sogar mit der Kapitalismuskritik muss man sich beeilen“! Die Anzug tragenden Archivare Blau und Schwarz hingegen stecken fest. Im Aufzug. In der Konsequenz künftig möglicherweise auch auf der Karriereleiter innerhalb des Rüstungskonzerns, für den sie gerade geheime Papiere aus dem Untergeschoss schleunigst in die Chefetage im 85. Stock befördern sollten. Anfänglich ist der Fahrstuhlteppich Bühne für eine Prise Hierarchiegerangel und genüsslich zelebrierten Sarkasmus, bis sich das Unwohlsein der beiden Fleisch gewordenen Paradebeispiele für effiziente Selbstausbeutung und karrieristische Biegsamkeitsübungen zunehmend in nackte Panik und eine existenzielle Notlage auswächst. Folter durch Fahrstuhlmusik inklusive. Die bissigen Kommentare des Autors zu all dem bleiben ihnen erspart – doch das Publikum muss sich bald fragen, wem genau hier eigentlich der Absturz droht.
Mit der Farce „Das Gesicht des Bösen“, die Ende 2021 am Schauspiel Frankfurt ihre Deutschsprachige Erstaufführung erlebte, liefert Nis-Momme Stockmann, Jahrgang 1981, einen zutiefst witzigen Text über die zermürbenden Mechanismen des Finanz- wie Überwachungskapitalismus. Stockmann gehört zu den erfolgreichsten Autor*innen deutscher Gegenwartsdramatik – viel gespielt, häufig mit Preisen bedacht. Er schreibt Theaterstücke, Hörspiele, Lyrik sowie Prosa. 2016 erschien sein Debütroman „Der Fuchs“, der vom Feuilleton in den höchsten Tönen gelobt wurde.
Hinweis: Bei dieser Inszenierung kommt Nebel zum Einsatz.
von Nis-Momme Stockmann
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