Ist es eine Katastrophe, wenn ein Bergdorf durch Dauerregen weggespült wird? Alles eine Frage der Perspektive, meint Max Frisch in „Der Mensch erscheint im Holozän“: „Die Natur kennt keine Katastrophen.“ Frisch verschneidet in seinem Text collageartig die Überlebensversuche des Protagonisten Herrn Geiser in der Isolation mit Lexikonartikeln über Dinosaurier oder 16 verschiedene Arten Donner. So viel scheint sicher: Herr Geiser ist Witwer und verliert im selben Tempo sein Gedächtnis, wie die Wassermassen den Alltag in seinem Tal ausradieren. Manisch sammelt er Notizen zur Erd- und Menschheitsgeschichte und entschließt sich endlich zu einer tollkühnen Bergwanderung. Den Leser*innen dämmern die Ablagerungen, mit denen sich der Mensch durch sein Wirtschaften für lange Zeit in der Erdoberfläche eingeschrieben hat.
Für den Fall, dass die Natur den Menschen überlebt, lässt Regisseur Pablo Lawall einen vielstimmigen Erinnerungschor aus der Zukunft über das Verschwinden von Herrn Geiser zu Wort kommen. Mit dabei: eine Wäscheleine, der Regen, das Geröll im Salat. Als Kontrapunkt zum Endlichkeitsmoment erklingen Ausschnitte aus Haydns „Schöpfung“, die das ewige Glück für den Homo sapiens im Paradies feiert. Zwischen jubelndem Gesang und dem Spiel mit vielfältigen Objekten erschafft das Ensemble ein rituelles Ökosystem.
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