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2021 Schauspielhaus Bochum

Mysterien

Quick Info

In dem norwegischen Schriftsteller Knut Hamsun finden sich Glanz und Abgrund, Kultur und Barbarei auf extreme Weise vereint: Zum einen ist er bestechender Dichter, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts umgeben von tiefer Armut und Bigotterie aufwächst und später einer der wesentlichen Protagonisten der literarischen Moderne wird, von Kafka, Miller, Joyce bewundert. Zum anderen ist er bekennender Nationalsozialist, der Goebbels seine Nobelpreismedaille vermacht, zu Hitler auf den Obersalzberg pilgert und ihm 1945 einen berüchtigten Nachruf schreibt, politisch verblendet bis zum Ende seines langen Lebens. Die Lust an der Provokation, Grenzüberschreitung und Maßlosigkeit stecken in seinem Leben wie in seiner Literatur, beide tragen sie scharfe, unauflöslich sich gegenüberstehende Gegensätze in sich, die wir bis heute kennen.

Hamsuns Roman Mysterien (1892), dem bekannteren Roman Hunger folgend, mit dem Hamsun sein literarischer Durchbruch gelang, ist ein aufregendes, verstörendes, delirierendes Buch. In ihm taucht ein mysteriöser Fremder, Nagel heißt er, in einer norwegischen Hafenstadt auf, in knallgelbem Anzug, mit einem Geigenkasten unterm Arm, in dem sich allerdings schmutzige Wäsche befindet, und mit einem Eisenring am Finger, an dessen wundersame Kraft er glaubt. Überall sorgt er für Aufsehen, nie weiß man wirklich, woran man bei ihm ist, widersprüchlich ist er, unorthodox, maßlos. Er freundet sich mit dem drangsalierten Sonderling des Ortes, Minute genannt, an, den er schützt, bezahlt und doch für einen Mörder hält. In die frisch verlobte Pfarrerstochter verliebt er sich geradezu übergriffig, ihren geliebten Hund bringt er um. Einer nicht mehr jungen Frau kauft er mit großer Pose und für eine hohe Summe einen wertlosen Stuhl ab und macht ihr schließlich einen Heiratsantrag. Er wirft mit Geld um sich und sagt doch, er habe keins. Immer ist er unterwegs, stets hat er die Hand am Abzug: Seine Gedanken sind wie Brandsätze auf den Common Sense der Bürger*innen der Kleinstadt – die Wissenschaft und der Liberalismus, das Mittelmaß vermeintlich großer Männer und das verachtete Pack, nichts ist vor ihm sicher. Er inszeniert sich permanent, er berechnet und verrechnet sich und stellt sich ständig bloß. In seiner Westentasche steckt griffbereit die Blausäure, doch sein Suizidversuch scheitert. Schließlich springt er, seinem weggeworfenen Ring nach, ins Meer. Die titelgebenden Mysterien des Romans „künden sich an, wie ein Schneegestöber von gewaltiger Kraft“, schrieb ein Zeitgenosse Hamsuns, hier läuft ein Ich Amok, verläuft sich in der Zeichenhaftigkeit der Welt, getrieben von der alten und immer neuen Frage, woran wir uns halten, um zu überleben: die Wissenschaft? Den Glauben? Die Lüge (ist sie eine)? Die Gemeinschaft? Die Gewalt? Die Liebe? Am Ende steht die Suche nach Erlösung – von der Einsamkeit, von der Schuld, von uns selbst.

Knut Hamsun: Mysterier Copyright © Gyldendal Norsk Forlag AAS. 1892 [All rights reserved.]

Deutsch mit englischen Übertiteln.

Webseite
www.schauspielhausbochum.de/de/stuecke/7488/mysterien http://www.schauspielhausbochum.de/de/stuecke/7488/mysterien
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Besetzung

Johan Nielsen Nagel
Steven Scharf
Johannes Grøgaard
Guy Clemens
Dagny Kielland
Anne Rietmeijer
Martha Gude / Kamma
Karin Moog
Doktor Stenersen
Jing Xiang
Bevollmächtigter
William Cooper
Piano
Sachiko Hara

Stab

Johan Simons

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