Preisverleihung
Gespräch mit Tanja Tetzlaff und Prof. Dr. Holger Noltze
Besetzung
Mitglieder und Gäste der Duisburger Philharmoniker und des Orchesters des Wandels
Seit Jahrzehnten gehört Tanja Tetzlaff zu den prägendsten Künstlerinnen ihrer Generation – als passionierte Kammermusikerin und als virtuose Solistin mit Orchester, was sie als regelmäßiger Gast bei den Duisburger Philharmonikern bereits in unterschiedlichen Konzertformaten demonstriert hat. Ebenso leidenschaftlich setzt sie sich aber auch für Klima- und Umweltschutz ein. Für dieses umfassende Engagement erhält sie nun den Musikpreis der Stadt Duisburg.
Es ist beileibe nicht der erste Preis, den Tanja Tetzlaff gewinnt, aber einer, über den sie sich ganz besonders freut: „Vor allem, weil es nicht nur um mein musikalisches Engagement geht, sondern auch darum, dass ich mich ein bisschen mit den Themen unserer Zeit auseinandersetze, vor allem mit Nachhaltigkeit, Umweltschutz und dem, was wir der Natur antun.“ Diesen Einsatz zeigt sie zum Beispiel mit dem außergewöhnlichen Filmprojekt „Suites4Nature“, in dem sie Bachs berühmte Cellosuiten und Werke anderer Komponisten in Beziehung zur Natur und zu Fragen des Klimawandels setzt. Stücke daraus spielt sie auch im 1. Kammerkonzert, das ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Orchester des Wandels ist und in dem es um das Thema „Energie“ geht. „Ich habe das Gefühl, man kann nicht einfach nur Musik machen oder einfach nur Künstlerin sein“, sagt sie über ihr immer größer werdendes Engagement. „Die Themen, die in dieser Zeit bedrücken und bedrohen, sind so riesig, dass wir uns dem einfach nicht mehr verschließen können. Und ich hoffe, dass ich als Künstlerin auf der Bühne die Menschen erreichen kann, dass in der Verbindung mit meiner Musik vielleicht einige aufgeweckt oder zum Nachdenken gebracht werden.“
Menschen erreichen ist ohnehin ein gutes Stichwort, denn der intensive Austausch mit dem Publikum ist für die Musikerin, die ein Cello von Giovanni Battista Guadagnini aus dem Jahr 1776 spielt, eins ihrer wichtigsten Anliegen. Davon konnte sich das Publikum in Duisburg bereits mehrfach überzeugen. „Tatsächlich ist meine Verbindung zum Orchester schon richtig alt. Als ich noch ganz jung war, war ich schon mal Artist in Residence bei den Duisburger Philharmonikern und konnte mit dem Orchester spielen und auch mehrere Kammermusikprojekte verwirklichen.“ Zum Beispiel gemeinsam mit dem Signum Saxophone Quartet, mit dem sie die besonderen Klangwelten dieser außergewöhnlichen Instrumentenkombination erkundet hat. Unvergessen auch ihr Einspringen für die erkrankte Kollegin Harriet Krijgh vor wenigen Jahren, mit dem sie sozusagen den Start in die philharmonische Saison gerettet hat. „Ich fühlte mich einfach von Anfang an mit offenen Armen empfangen“, schwärmt sie. „Und das ist jedes Mal so gewesen, wenn ich zurückgekommen bin nach Duisburg. Das ist eine wirklich tolle Musikszene, und allmählich lerne ich die Stadt auch ein bisschen kennen.“
Dass Tanja Tetzlaff in der Spielzeit 2024/2025 wieder mit einem Kammermusikprojekt nach Duisburg kommt, ist indes kein Zufall. Denn die Kammermusik, gerade im Verbund mit engen musikalischen Vertrauten, ist ihre ureigene Domäne. „Ich mache Kammermusik schon, seit ich ein Kind bin“, erklärt sie diese besondere Beziehung. „Ich bin in einer Familie aufgewachsen mit drei anderen musizierenden Geschwistern. Da lag es nahe, dass man einfach zusammen spielt. Zuerst in kleinen Auftritten in der Kirche, und dann hatte ich schon mit 13 oder 14 ein eigenes Streichquartett. Ich habe von Anfang an gespürt, dass Kammermusik das Herzstück unserer musikalischen Welt ist: dieses direkte Zusammenspielen und die Zusammenarbeit mit wenigen Menschen, sodass man sich wirklich ganz aufeinander einstellen kann und aufeinander einlassen muss. Das ist weiterhin das, was ich am allerliebsten mache.“
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