nach dem Roman von Marlen Haushofer
VR-Fassung von Thomas Krupa
Plötzlich ist da eine Wand. Mitten in der Landschaft – unsichtbar, undurchdringlich, endlos. Gestern noch hat die namenlose Frau ihrer Cousine und deren Mann, die nur mal kurz ins Dorf wollten, hinterhergewunken – heute wacht sie auf und ist allein in deren Jagdhütte. Einzig Hund Luchs ist noch bei ihr. Draußen vor der Wand herrscht völliger Stillstand, drinnen erwacht der Überlebenswille der Zurückgelassenen.
Gemeinsam mit einigen tierischen Weggefährten lernt die Erzählerin fernab jeglicher Zivilisation Schönheit und Schrecken der ungezähmten Natur kennen, erlebt Momente großer Traurigkeit und überraschender Zufriedenheit, empfindet Einsamkeit und Freiheit gleichermaßen. Als sie schon nicht mehr damit gerechnet hat, taucht plötzlich ein Mann in der Abgeschiedenheit ihres Daseins auf. Ist dies das Ende des Albtraums? Oder sein Anfang?
Ob fundamentale Zivilisationskritik, Emanzipationsgeschichte, Science Fiction, weibliche Robinsonade oder Beschreibung einer postnuklearen Apokalypse – Marlen Haushofers Roman aus dem Jahre 1963 hat seit seiner Veröffentlichung viele Lesarten und Interpretationen erfahren. 2012 wurde er mit Martina Gedeck in der Hauptrolle verfilmt. Regisseur und Bühnenbildner Thomas Krupa legt in seiner VR-Fassung den Fokus auf die nahezu prophetische Ökologiekritik der Autorin. Die gesellschaftlichen Korrektive haben versagt und so schaut die eingeschlossene Frau nach einer Apokalypse auf ihr Leben zurück, das von Entfremdung, Hast und Fortschrittsglauben geprägt war. In der Symbiose mit der Natur findet sie zu neuer Identität. Ihr Versuch, im Einklang mit ihrer natürlichen Umwelt zu (über-)leben, wird mit den Mitteln der Virtual Reality zu einem sinnlich spürbaren Erlebnis. Mittels 360°-Aufnahmen, 3D-Klang und via VR-Brille werden die Zuschauenden zu Teilnehmenden und sind ungewöhnlich nah dran am Kampf der auf sich allein Gestellten mit Klima und Wetter, mit Erinnerungen und Ängsten.
Übernahme aus der Intendanz von Christian Tombeil.
Für „ Die Wand (360°) “ wurden Thomas Krupa (Regie, Drehbuch) und Tobias Bieseke (VR-Artist) am 25. November mit dem renommierten Deutschen Theaterpreis " DER FAUST " in der Kategorie „Genrespringer“ ausgezeichnet.
In der Jury-Begründung heißt es: "Zieht man sich die VR-Brille und die Kopfhörer über, ist man da ebenso ‚plötzlich‘ in diesem Tiny House; wohnt ‚plötzlich‘ dieser Frau bei, die sich unmittelbar vor den eignen Augen nach und nach in ihrer Einsamkeit einrichtet, ums Überleben kämpft und schließlich mit der Natur symbiotisch verbindet. Wir schauen uns um –, richten uns ebenfalls ein, sind in dieser Isolation schutzlos – und so wird ‘Die Wand (360°)‘ zu einem grandiosen doppelten Spiel, in dem sich der Inhalt der Romanvorlage mit dem gewählten Erzählformat ständig neu spiegelt und kommentiert. Der Produktion ist anzumerken, mit wieviel Spaß an der Erkundung dieses innovativen Formats sie entwickelt, wie detailreich sie erdacht und umgesetzt wurde. Es gibt kein Backstage – alles kann gesehen und erkundet werden. Regie, Schauspiel, Bühnenbild, Ausstattung und Soundscape verweben sich zu einem beeindruckenden Gesamterlebnis.“ Mehr Infos gibt es hier .
„ Die Wand (360°) “ war Teil des Festivals „ Die Seriale “, das vom 14. bis 19. Juni in Gießen und Wetzlar stattfand. Die Seriale ist das weltweit renommierte internationale Festival für kurzformatige Serien. Unter anderem beleuchtete das Educational am 16. Juni im Stadttheater Gießen digitale Serien aus einer medienwissenschaftlichen Perspektive bezüglich der Themen Künstliche Intelligenz und Virtual Reality. In diesem Zusammenhang wird „Die Wand (360°)“ gezeigt werden und Regisseur Thomas Krupa wird zum Gespräch vor Ort sein.
„Die Wand (360°)“ war im Rahmen der Kategorie „Netzmarkt“ zum diesjährigen „ Heidelberger Stückemarkt “ eingeladen. Beim Netzmarkt werden drei Produktionen des digitalen und hybriden Theaters gezeigt und deren experimenteller Charakter, der Einsatz digitaler Tools sowie Innovation in Form und Erzählweise gewürdigt. Das renommierte Festival fand vom 28. April bis 7. Mai 2023 am Theater und Orchester Heidelberg statt. Mehr Infos gibt es hier .
„Die Wand (360°)“ war Anfang Oktober 2022 eingeladen zum Festival PAD 02 – Performing Arts & Digitalität in Darmstadt , das Produktionen präsentiert, die innovative Technologien in neuen Erzählformen zeigen.
"Die Wand (360°)" ist vom TUPcard-Angebot ausgeschlossen. Mehr anzeigen Weniger anzeigen
nach dem Roman von Marlen Haushofer
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