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Aufopferungsvoll pflegt Marie ihren bettlägerigen Vater. Der alte Tyrann klammert sich an sie, beharrt auf ihrer ständigen Anwesenheit im Krankenzimmer. Seit drei Jahren hat Marie das Haus kaum verlassen. Als sie sich in einen jungen Soldaten verliebt, scheint ein Ausweg greifbar – doch sie ahnt nicht, dass er sich längst entschieden hat. Nicht für sie, sondern für den Krieg. Denn das Vaterland muss verteidigt werden.
Schnitzler zeichnet in diesem selten gespielten Theaterstück ein Dilemma, das aktueller ist, als es auf den ersten Blick scheint: die Unvereinbarkeit von Pflicht und Selbstbestimmung, an der viele pflegende Angehörige bis heute zu scheitern drohen. Doch Ruf des Lebens ist mehr als das Porträt einer aufopfernden Tochter – es ist die Anatomie einer sterbenden Gesellschaft. Nicht nur Maries Vater, sondern alle Figuren sind dem Untergang geweiht, erstarrt in einem System aus Krieg, Verdrängung, Pflichtgefühl und Opferbereitschaft.
Der Theaterabend verbindet zentrale Motive aus Schnitzlers Ruf des Lebens mit anderen Texten des Autors, der als einer der wichtigsten Vertreter der literarischen Moderne gilt. Der „Dichter für Schwindelfreie“ zeigt in seinen Werken eine Gesellschaft am Abgrund, geprägt von überlebten Konventionen, von unerfüllten Liebeswünschen, Lebensängsten und der verzweifelten Suche nach Sinn.
- Duration
- 2h
- Web
- schlosstheater-moers.de/spielzeit/ruf-des-lebens