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Zehn X Freiheit: Die Stücke

Premieren und Uraufführungen

„Zehn X Freiheit“ arbeitet mit allen Mitteln der darstellenden Kunst und versammelt unterschiedliche Aspekte und Perspektiven von „Freiheit“ in Form einer seriellen, diversen Erzählung.

Es geht um zehn künstlerische Positionen der beteiligten Theater. Der Titel signalisiert Vielfalt in Einheit. Auch das ist es, was zum Ausdruck kommen soll: der künstlerische Reichtum der Theaterregion Ruhr.  

Schauspielhaus Bochum: Schande (Disgrace)

nach J. M. Coetzee, aus dem Englischen von Reinhild Böhnke
Regie: Oliver Frljić

Im Mittelpunkt von Schande (Disgrace) steht David Lurie, Professor für Kommunikationswissenschaft in Kapstadt. Nach einer Affäre mit einer Studentin verliert er seine Stelle und steht vor dem Nichts. Lurie zieht aufs Land, zu seiner Tochter Lucy, die eine Farm bewirtschaftet. In der Provinz ist die Machtkonstellation eine völlig andere als die, von der David Lurie bisher profitiert hat. Lucy als Nachkommin der Kolonialisten ist hier umgeben von den aufstrebenden Schwarzen Männern der postkolonialen südafrikanischen Gesellschaft.
J.M. Coetzees Roman spielt etwa fünf Jahre nach dem Ende der Apartheid und fängt in der Krise seiner Hauptfigur die Umbruchsituation einer (post-kolonialen) Gesellschaft ein, in der sich alte Gewissheiten auflösen und neue noch in Verhandlung sind. Ohne den Preis zu verleugnen, der in diesem Prozess von allen Seiten gezahlt wird, spürt der Text der Frage nach, wie im menschlichen Fallen die Suche nach Würde beginnen kann.


Theater Dortmund: Der Platz 

nach dem Roman von Annie Ernaux
Regie: Julia Wissert

„Eine Art distanzierte Liebe“, so beschreibt die französische Schriftstellerin Annie Ernaux das Gefühl zu ihrem Vater. 15 Jahre nach dessen Tod begibt sie sich in Der Platz in eine literarische Auseinandersetzung mit ihrer Beziehung. Bereits 1983 – lange bevor Didier Eribon mit seinem Bestseller Rückkehr nach Reims autobiografische Erzählung mit soziologischer Analyse verschränkt – untersucht Annie Ernaux in einer zärtlichen und gleichzeitig schonungslosen Selbstbetrachtung die Herausforderungen und Verluste, die mit einem sozialen Aufstieg aus der Arbeiterklasse verbunden sind. Schreibend versucht sie zu verstehen, wie ihr sozialer Aufstieg sie von ihrem Vater entfernt hat und woher die Sprachlosigkeit zwischen ihnen kommt. Wann hat ihr Vater aufgehört zu träumen? Haben ihre Träume seine ersetzt? Die Regisseurin Julia Wissert und das Ensemble begeben sich auf eine Recherche in die eigenen Biografien, fragen was Essen und Hobbies mit Klasse zu tun haben und verbinden sich mit den Erzählungen von Annie Ernaux.


Schauspiel Duisburg: Im Kreis der Sterne  

Schauspiel von Bashar Al Murabea
Regie: Tim Zielke

Ein Pärchen auf dem Dach eines Hauses. Sie träumen von einer gemeinsamen Zukunft mit einem Haus und Kindern. Die augenscheinliche Freiheit der beiden wird jedoch von allen Seiten bedroht. Ihre Familien sind aus religiösen Gründen gegen die Beziehung, die politische Lage ist angespannt und dem jungen Studenten steht der Militärdienst für ein ihm verhasstes Regime bevor.
Dann eskaliert die Lage: Ein Bürgerkrieg bricht aus, Bomben und Raketen gehören plötzlich zum Alltag. Was bisher nur ein Gedanke war, wird zur Notwendigkeit: das Land verlassen, um anderswo in Freiheit leben zu können.
2015 flieht Bashar Al Murabea aus seiner Heimat Syrien nach Duisburg. Schnell beginnt er, im Duisburger Jugendclub Theater zu spielen, anfangs noch ohne Deutschkenntnisse. In seinem Autorendebüt „Im Kreis der Sterne“ erzählt der junge Künstler die Geschichte einer Flucht. Nicht nur seiner Flucht, denn er ist einer von vielen. Und auch deren Geschichten will er zu Gehör bringen.


Schauspiel Essen: Arbeiterinnen / Pracujące Kobiety 

Ein dokumentarisches Porträt von drei Frauengenerationen aus Arbeiterfamilien im Ruhrgebiet und in Niederschlesien von werkgruppe2, mit deutschen und polnischen Untertiteln
Regie: Julia Roesler (werkgruppe2)

Um der Frage näher zu kommen, was Arbeit für die eigene Identität bedeutet, hat die Künstlerinnenkompagnie werkgruppe2 über ein Jahr lang Interviews mit Frauen aus Arbeiterfamilien in den Industrieregionen Niederschlesien und Ruhrgebiet geführt. So ist ein berührendes und intimes Porträt von Frauen in Polen und Deutschland entstanden, deren Sicht der Dinge sonst zumeist eher ungehört bleibt. „Arbeiterinnen“ hätte bereits 2020 Premiere feiern sollen und musste coronabedingt verschoben werden. Das Thema hat seitdem nicht an Brisanz verloren. Schon wenige Monate nach dem Ausbruch der Pandemie zeigte sich, dass von den wirtschaftlichen und sozialen Folgen diejenigen – insbesondere Frauen – betroffen sind, die in prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt sind, und dass ein erschreckend starker Backlash auf traditionelle Rollenbilder zu beobachten ist. Im zweiten Anlauf und unter an die dritte Corona-Welle angepassten Arbeitsbedingungen entstand „Arbeiterinnen“ schließlich als Film.


PACT Zollverein: Before my very I 

Interaktive Lecture-Performance
Ein Projekt der Gruppe Laokoon 

Google, Facebook & Co. sammeln täglich hochpersönliche Daten über jeden Einzelnen von uns. Was viele Menschen übersehen: Nicht nur durch die Nutzung der Suchmaschine oder des sozialen Netzwerks selbst übereignen wir den Unternehmen unsere Daten. Fast alle populären Smartphone-Apps, die keine erkennbare Verbindung zu Google oder Facebook aufweisen, teilen über eingebaute Analysewerkzeuge sensible Verhaltensdaten mit den Unternehmen aus dem Silicon Valley. Aus den gebündelten Daten erstellen Google und Facebook präzise Prognosen über unsere persönlichen Interessen und unser Verhalten, aber auch über unsere Schwachstellen und Labilitäten, derer wir uns bisweilen vielleicht nicht mal selbst bewusst sind. Vorschlagsalgorithmen legen uns in der Folge nahe, welche Dinge getan, gesehen, gelesen oder gesagt werden sollten, weil sie uns persönlich entsprechen – unseren Interessen, unseren Gewohnheiten, unseren Mustern – unserem wahren Selbst? Damit beschränken die Algorithmen Tag für Tag unser aller Zukunft, berauben uns der Entwicklungssprünge, Initialzündungen, Momente der Umkehr und Einsicht, die Fortschritt und Veränderung erst ermöglichen. Am härtesten trifft es ausgerechnet die Schwächsten der Gesellschaft, Menschen, die durch gezielte Werbung oder personalisierte Inhalte auf Streamingplattformen in ihren Süchten, selbstzerstörerischen Angewohnheiten, ihrer Isolation gefangen gehalten werden. 
Nachdem sich die Gruppe Laokoon in ihrem crossmedialen Projekt Made to Measure mit der Figur des Daten-Doppelgängers beschäftigt und in einem künstlerischen Experiment die datafizierte Ausleuchtung der Persönlichkeit erforscht hat, geht es nun um Fragen der individuellen Freiheit: Wie viel ist dran an den Vorhersage-Kapazitäten der Algorithmen und welchen Einfluss hat allein der Mythos der Vorhersehbarkeit unserer Taten, Worte und Gedanken auf unser Verhalten und unser Selbstverständnis als Individuen? In Zusammenarbeit mit Datenwissenschaftler:innen, Insidern der Online-Werbebranche, Psycholog:innen und anderen Expert:innen geht Laokoon in der Lecture-Performance Before my very I auf diese Fragen ein. Die Künstler:innen Cosima Terrasse, Moritz Riesewieck und Hans Block geben nicht nur einen Einblick in ihre Recherchen, sondern laden ein, anhand eines Live-Datenexperiments herauszufinden, ob sich durch die Analyse hochpersönlicher Daten Erkenntnisse über die individuelle Zukunft gewinnen lassen.


Musiktheater im Revier Gelsenkirchen: ADAM & EVE 

Tanzabend von Roy Assaf und Liliana Barros

Adam und Eva: Mythos und Prototyp des Menschen. Der israelische Choreograf Roy Assaf begegnet dem ersten Paar der Menschheitsgeschichte spielerisch. In „Adam“ gibt er dem menschlichen Körper eine poetische, aber auch eigensinnige Sprache. Spielerisch erkundet er ihn, befreit von Kontext und Funktion. In „Eve“ ist der Körper ein gesellschaftliches Konzept, ein weiblicher Körper charakterisiert durch vermeintlich weibliche Posen, Bewegungen gewordene Klischees, Koketterie aber auch Rebellion.
Das Menschliche lässt die portugiesische Choreografin Liliana Barros dagegen hinter sich zurück. An einem posthumanen Ort, von Menschen vergessen, von der Natur wieder einverleibt, begegnet sie Kreaturen, wie sie Hieronymus Bosch in seinem Tryptichon „Der Garten der Lüste“ gesehen haben könnte. In diesem Panorama ist der Sündenfall unwichtig, die Moral verbannt, Adam, Eva oder Gott ausgeladen. Zwischen dystopischen und utopischen Assoziationen bewegt sich Liliana Barros‘ Idee eines Ortes nach unserer Welt.


Schlosstheater Moers: Die Polizey 

Nach dem Fragment von Friedrich Schiller
Inszenierung: Anna-Elisabeth Frick

Für sein Fragment „Die Polizey“, das seinem Umfang nach nicht mehr als eine Materialsammlung darstellt, nimmt Friedrich Schiller sich das Paris des 18. Jahrhunderts als Grundlage, um Fragen nach der Möglichkeit einer sittlichen Gesellschaftsordnung durch die Erziehung des Einzelnen nachzugehen. Der Schauplatz: Das Polizeihauptquartier von Polizeylieutenant Argenson, den der Idealist Schiller sich als seinen philosophischen Widersacher denkt. Die Ambivalenz und Kehrseite des polizeilichen Strebens nach Disziplin und Ordnung formuliert Schiller in seinen Notizen aus heutiger Sicht aktueller denn je: „Auch die Nachtheile der Polizeiverfaßung sind darzustellen. Die Bosheit kann sie zum Werkzeug brauchen, der Unschuldige kann durch sie leiden, sie ist oft genöthigt schlimme Werkzeuge zu gebrauchen, schlimme Mittel anzuwenden – Die Verbrechen ihrer eigenen Offizianten haben eine gewiße Straflosigkeit.“ In der Regie von Anna Frick, die erstmals am STM inszeniert, entwickelt das Ensemble aus Schillers Fragment einen szenischen Organismus aus wiederkehrenden Figuren und Szenenfolgen, der nach ganz eigenen, absurd anmutenden Regeln funktioniert. Zwischen Krimi und Komödie pendelnd werden Verbrechen begangen und überführt und Fragen nach dem Verhältnis von sicherheitspolitischen Kontrollmechanismen und individuellen Freiheitsrechten aufgeworfen.


Ringlokschuppen Ruhr: Standard 

Eine Produktion der Company CocoonDance 

In STANDARD steht die Welt auf dem Kopf. Und das, obwohl der Standardtanz die Ordnung der Gesellschaft und die Selbstbeherrschung ihrer Mitglieder virtuos zu inszenieren versteht. Gesellschaftstänze bilden in dieser Hinsicht ein spannendes Widerspiel zum Zeitgenössischen Tanz. Über Jahrhunderte hinweg beanspruchen Walzer, Tango, Foxtrott & Co. Ausdruck des Zivilisationsprozesses schlechthin zu sein. Gesellschaftstänze sind Spiegelbilder ihrer Zeit, durch die Körpertechniken kulturell ein- und ausgeübt werden. Darüber hinaus werden auf der Tanzfläche immer wieder ganz verschiedene Subjektentwürfe verhandelt, eröffnen sich im buchstäblichen Sinne umwälzende und neue Erfahrungswelten. Auf der Suche nach dem ‚ungedachten Körper‘ untersucht CocoonDance die dem Gesellschaftstanz innewohnenden Paradoxe aus Freiheit und Kontrolle, Improvisation und Notation, Begehren und Anstand. Die daraus erwachsenden Kreaturen führen uns in eine Welt von schwankender Eleganz.


Theater an der Ruhr: Europa oder die Träume des Dritten Reichs 

Lars von Trier//Charlotte Beradt
Regie: Philipp Preuss 

1945. Nein, keine Stunde Null, die illusionäre, die Uhr tickte weiter, zumindest die historische, von Neuanfang konnte keine Rede sein. Als Schlafwagenschaffner fährt der junge Deutschamerikaner Leopold Kessler durch das surreale Deutschland der Nachkriegszeit, vorbei an verwüsteten Ortschaften und Landschaften voller Tristesse. Wie in einem Traum heiratet er in die Familie des Direktors seines Bahnunternehmens ein und befindet sich plötzlich mitten unter ehemaligen Nazis, Gruppierungen von Werwölfen, die gegen das Virus der Vergangenheit immer noch nicht immun sind und nicht hinnehmen wollen, dass der Krieg verloren war. Das Virus lebt fort.  Der Abend verzahnt Lars von Triers Filme "Europa", "Epidemic" und Charlotte Beradts Textsammlung "Das Dritte Reich des Traums" zu einer albtraumhaften Befragung unserer Gegenwart. Geschichte als Fiktion, Fiktion als Geschichte, Nazis und die Pest als ewige Wiedergänger. Eine theatrale Hypnose. "Du willst aufwachen, um dich vom Wahnbild Europas zu befreien. Aber das ist nicht möglich."  Gefördert im Rahmen von NEUE WEGE durch das Ministerium für Kultur und
Wissenschaft des Landes NRW in Zusammenarbeit mit dem NRW KULTURsekretariat. 


Theater Oberhausen: Kohlenstaub und Bühnennebel 

Ein Auftragswerk von Akın Emanuel Şipal
Regie: Florian Fiedler

Das Theater Oberhausen wird 101. Der Intendant beauftragt eine Gruppe hartgesottener Theaterfreund:innen damit, ein Stück anlässlich des Jubiläums aufzuführen. Die Freude ist groß, die Fragezeichen größer: Wer darf Regie führen und wie? Wer macht das Licht? Was ist wichtiger, die Kunst oder eine entspannte Probenatmosphäre? Warum ist die Autorin des Stücks eine Gelsenkirchenerin und nicht eine Oberhausenerin? Wer ist der Tenor aus dem Weinfass und was sagt das alte Theater selbst dazu? Verschiedenste Hausgeister aus der Theatervergangenheit machen der Truppe zu schaffen und natürlich die Frage, für wen das Stück gemacht wird, für wen es gemacht sein sollte: das Publikum der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft?
Zwischen Ruhrgebietskömödie und Diskurssatire erzählt „Kohlenstaub und Bühnennebel" die brüchige Geschichte einer Institution im Dienste der Kunst, vor dem Hintergrund der Geschichte des Ruhrgebiets der letzten 100 Jahre. Im Spiegel der Geschichte des Theaters erscheint die Geschichte des Ruhrgebiets als bodenlose Identitätssuche.


Festivals: Ruhrtriennale & Ruhrfestspiele Recklinghausen

Die Ruhrfestspiele, seit 2019 unter der Intendanz von Olaf Kröck, verstärken als eines der
ältesten Theaterfestivals im deutschsprachigen Raum das Netzwerk durch seine 75 Jahre
lange Tradition und durch sein großes Renommee. Internationale Schauspiel- und Tanztheaterproduktionen, Koproduktionen mit großen deutschsprachigen Bühnen, Literatur,
herausragende Produktionen der Off-Theaterszene und des internationalen Neuen Zirkus,
Performances, Bildende Kunst, Konzerte und Diskursformate bilden den Kern des zeitgenössischen
Programms und suchen die Auseinandersetzung mit relevanten politischen Fragen.

Die Ruhrtriennale ist international bekannt für ihre genreübergreifenden, zeitgenössischen
Produktionen. Unter der Leitung der Intendantin und Regisseurin Barbara Frey werden Hallen,
Kokereien, Maschinenhäuser und Halden des Bergbaus und der Stahlindustrie zu unverwechselbaren
Protagonistinnen für das Festival. Das Programm verortet sich an den Schnittstellen von Musiktheater, Schauspiel, Tanz, Performance, Konzert und Bildender Kunst.

Beide Festivals ergänzen mit ihren Produktionen international agierender Kunstschaffender
das vielfältige Programm der Bühnen der Region um weitere künstlerische Facetten.

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