Musik von Ton Steine Scherben, Grobschnitt, Fehlfarben, Ideal, Einstürzende Neubauten, BAP, Nina Hagen, Extrabreit, Udo Lindenberg, Die Toten Hosen, Rio Reiser, Nena u.a.
In Hamburg, München und Köln, natürlich in Berlin, aber auch in Hagen (nicht zu knapp!), Düsseldorf und manchmal auf dem platten Land: In den späten 1970er und 80er Jahren ging eine Rock/Punk/Pop-Welle ab, die es in sich hatte. Denn ein Tabu war endlich durch: Rock ging plötzlich auf Deutsch! Punk ließ sich deutsch genauso grölen wie englisch. Deutsche Texte gehörten jetzt nicht mehr nur Schlagersängern, Liedermachern und Gesangsvereinen, sondern uns allen! Eine kleine Revolution. Die Politik – mit Brokdorf und Hausbesetzungen, NATO-Doppelbeschluss und Christopher-Street-Day-Demos – war als Hintergrund wichtig, aber genauso die Stimmung in der „BRD“: „Keine Atempause / Geschichte wird gemacht / Es geht voran“ von den Fehlfarben und „Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten“ von Ton Steine Scherben bringen das auf den Punkt. Und die Verwendung echter Werbeslogans in Songtexten liefert noch etwas Ironie dazu: Der Text von Peter Hein (Fehlfarben), im hart akzentuierten Rhythmus vorgetragen: „Es liegt ein Grauschleier über der Stadt, den meine Mutter noch nicht weggewaschen hat“ ist schon gut, aber eine der witzigsten Songzeilen mit Werbe-Zitat kam aus Hagen mit Extrabreit bei „Polizisten“: „Sie rauchen ‚Milde Sorte’, weil, das Leben ist doch hart genug“.
In diesem Flair rockte Rio Reiser mit Ton Steine Scherben ein dezentes Coming-Out ins Publikum, avancierte Nina Hagen, die „Godmother of Punk“, mit ihrer Exzentrik zur deutschen Vorwegnahme von Madonna und Lady Gaga, moralisierte Wolfgang Niedecken sich mit BAP auf Kölsch zum Erfolg und – last but not least – sang Nena, deren Herkunft aus Hagen eine Zeit lang wohl als verleugnet galt, sich wochenlang auf die Spitzenplätze der internationalen Charts. Nach Take a Walk on the Wild Side bringt das Theater Hagen Wenn die Nacht am tiefsten (... ist der Tag am nächsten) als neue Rock-Punk-Pop-Theater-Party auf die Bühne – nur dieses Mal ausnahmsweise ganz auf Deutsch.
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