Vaudeville – der Begriff kommt aus Frankreich und bezeichnet kleine Theater in den Vorstädten, in denen gelacht und gesungen wurde. Auf die Bühne des Vaudeville kamen kurze Sketche, Varieté-Nummern und echte Gassenhauer. In Amerika klang das chic und so nannte man Ende des 19. Jahrhunderts auch dort die Schaubuden der Vorstädte „Vaudeville-Theater“. Zu ihren Stars gehören Charlie Chaplin, Stan Laurel, W. C. Fields, Buster Keaton und die Marx Brothers, die allesamt ihre Karrieren dort begannen. Über sie alle lachen wir bis heute, wenn wir sehen, wie sie untergehen, wie sie scheitern, stolpern, taumeln, verlieren – aber immer wieder aufstehen. Denn dann sind sie die Helden des Vaudeville. Als das historische Vaudeville unterging, begann die Depression und der Tonfilm. Von nun gab es die Filmindustrie und die Unterhaltungsindustrie und vielleicht auch die Theaterindustrie.
Es gibt das Stadttheater und das erzählt keine Witze sondern große Geschichten und schon lange nicht mehr in den Vorstädten.
Aber wo bleiben die Held*innen des Vaudeville? Und wo seine Zuschauer*innen? Die, die nicht mehr weiter wissen, die keinen Atem haben für lange Geschichten, weil sie aus der Puste sind, weil das Leben viel zu schnell und viel anstrengend ist, weil sie drei Jobs haben, keine Rolle spielen und jederzeit gekündigt werden können. Aber immer noch einen guten Witz und eine Pointe auf Lager, weil es ja weiter gehen muss und weil das Leben Kunst ist und Kunst ist Leben. Und beides ist viel zu teuer. Also wohnen sie im Theater und machen weiter solange Türen auf und zugehen und solange sie nicht rausgeschmissen werden. Inspiration, Quelle und Material für das Vaudeville der Verzweiflung liefern uns unter anderem Franz Kafkas Die Verwandlung sowie viele andere kluge Bücher und Filme wie zum Beispiel der Kurzfilm Die Schwiegermutter des Anarchisten aus dem Jahr 1906.
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